Thora Peter-Stahl
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Was Tarot nicht ist

Der heilige Tarot ist kein Instrument zum Wahrsagen, kein Hokuspokus, so wie Hokuspokus im volkstümlichen Sinne verstanden wird.

Ursprünglich leitet sich das Wort Hokuspokus von Horuspokoy ab, eine griechische Bezeichnung für die ägyptischen Priester des Horus. Als hocuspocus tauchte es im 17. Jahrhundert in England auf und bezeichnete einen "Taschenspieler". In diesem Sinne wird Hokuspokus heutzutage verstanden, mit dieser Bedeutung wurden die alten Wissenschaften der Horuspriester belegt, mit dieser Bedeutung ist der Tarot heute belegt. Taschenspielerei, Zauberei, Wahrsagerei, Unsinn, Hokuspokus eben, eine nicht ernst zu nehmende Angelegenheit.

Das ist der heilige Tarot nicht.

Zum "Wahrsagen" im Sinne von: Ereignisse, die in der Zukunft liegen, definitiv wissen, ist für "Wahrsager" alles geeignet, was Menschen sich nur ausdenken können! Das Abzählen der Knöpfe, die schwarze Katze, die rechts oder links den Weg kreuzt, der Kaffeesatz, zufällig aufgeschlagene Seiten der Bibel, die Benutzung eines Pendels, der Zustand der Leber eines Opfertieres, die diversen Volksbräuche, die an den Eckpunkten des Jahres ausgeführt werden, wie zum Beispiel das Bleigießen oder auch das Auslegen von Karten. Dies alles ist "Hokuspokus", das hat nichts mit dem heiligen Tarot zu tun.

Hier wird die Lage, die Form, der Zustand eines Gegenstandes als Aussage für zukünftige Ereignisse genommen. Hier wird im Voraus bestimmt, wenn diese oder jene Sache sich so oder so verhält, dann bedeutet das dieses oder jenes. Wenn ein bestimmtes Bild eines Kartenspiels in dieser oder jener Position liegt, dann bedeutet das, die Zukunft fällt so oder so aus.

Dieses deterministische Denken, dieses wenn-dann-Denken ist eine der ersten wichtigen Denkleistungen der Menschheit. Wenn etwas so oder so ist - dann ... Diese Art zu denken war für das Überleben der ersten Menschen sehr wichtig.

Es war ein Denken, das Rückschlüsse aus den Beobachtungen zog.

Orientierung in der Welt, Sicherheit für das eigene Leben, ja, das Überleben der ganzen Gruppe war abhängig vom genauen Beobachten der äußeren Bedingungen, um dann entsprechend daraufhin zu handeln. Leben oder Sterben war von den richtigen Reaktionen abhängig. Das richtige Handeln war notwendig, um Vorsorge für die Zukunft, für den Winter, treffen zu können.

Wenn dunkle Wolken am Himmel aufziehen - dann wird es regnen. Wenn eine Frau einen dicken Bauch bekommt - dann gibt es einen neuen Menschen. Wenn es kälter wird und Schnee fällt - dann gibt es in der Natur wenig zu essen, und so weiter. Das Kennenlernen der Natur ist ohne das wenn-dann-Denken nicht möglich.

Wissenschaftliche Forschung basiert auf diesem wenn-dann-Denken. Arzneimittelprüfungen benutzen das wenn-dann-Denken als Grundlage dafür herauszufinden, ob eine Substanz giftig oder verträglich ist. Die Wissenschaftler denken: wenn wir ein bestimmtes Gift einer vorher bestimmten Anzahl von Lebewesen in vorher bestimmter Anzahl von Wiederholungen der Versuchsreihen in vorher bestimmter Menge zuführen und alle Lebewesen sterben, dann ziehen wir daraus den Schluss, dass diese Substanz in dieser Dosierung immer tödlich auf Lebewesen wirkt.

Das Lernen, das Einüben von Fähigkeiten fußte auf diesem wenn-dann-Prinzip. Wenn ich diese Art von Stein in dieser bestimmten Art bearbeite, dann habe ich ein wunderbares Universalwerkzeug. Um das Werkzeug zu verbessern, muß ich immer mehr vom "Wenn" einsetzen, um immer mehr vom "Dann" zu bekommen.

Innerhalb von selbst gesetzten Bedingungen, selbst aufgestellten Regeln, werden selbst gesetzte Gesetze, Gesetzmäßigkeiten erzeugt, die immer (so gut wie immer - man geht zumindest davon aus) das gleiche Ergebnis hervorrufen.

Das Schachspiel ist das vielleicht perfekteste Beispiel für eine vom Menschen konstruierte Situation, in der das wenn-dann-Denken absolut gesetzt ist. Das Schachspiel hat absolut festgelegte äußere Bedingungen, Größe, Form, Anzahl und Aussehen der Schachfiguren sind festgelegt. Das Schachspiel hat unverrückbar festgelegte Regeln, der Spieler weiß, was er tun muss, um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen. Alle persönlichen Bedingungen das Spielers sind irrelevant, der Spieler braucht zum Schachspielen allein die Fähigkeit, das Wenn- Dann- Prinzip zu beherrschen und anzuwenden. Die linke Gehirnhälfte ist hier gefordert, logisches Denken heißt diese Fähigkeit. Das Schachspiel ist die genialste Erfindung der Menschheit, um das logische Denken zu trainieren und anzuwenden.

Damit die Wenn-Bedingungen ein ganz bestimmtes zukünftiges Ereignis bzw. Ergebnis zwingend vorhersagen, braucht es das logische Denkvermögen des Vorhersagenden und zwingend unverändert permanent gültige Gesetze, Gesetzmäßigkeiten, die zwischen dem Wenn und dem Dann liegen.

Es ist nicht nötig, die Gesetzmäßigkeiten des Wetters zu kennen, um bei herannahenden Gewitterwolken den Regen und das Gewitter vorherzusagen. Durch wiederholtes Beobachten des Wetters ist allein aus dem Wenn das Dann vorherzusagen.

Bei einer gewissen Menge gleich ablaufender Versuche ist es für den Wissenschaftler unnötig zu wissen, wie die Gesetzmäßigkeiten, wie die Wirkweise des Giftes ist. Durch die Menge der Versuche, durch die Beobachtung, durch das immer gleiche Ergebnis, ist schon beim Wenn - wenn ich diese Menge Gift verabreiche - eine Zukunftsaussage möglich - dann tritt der Tod ein. Durch genaue Beobachtung von Prozessen, die sich oft genug immer wiederholen, Prozessen, die bei immer gleichen Ausgangsbedingungen immer das gleiche Ergebnis folgen lassen, ist Wahrsagen möglich. Wenn dies geschieht, weiß ich sicher, es wird jenes zukünftige Ereignis folgen. Wissenschaftler sind echte Wahrsager.

Zwischen dem Wenn und dem Dann, zwischen der Ausgangsposition und dem Dann des zukünftigen Ergebnisses gibt es immer einen Prozess, der nach unverrückbaren Gesetzmäßigkeiten abläuft. Durch Beobachten (Wetter, wissenschaftlicher Versuch) ist echtes Wahrsagen möglich. Sind die Prozesse bekannt, ist der Verlauf des Prozesses bekannt, ist bei dem Wenn der Ausgangsbedingungen, das Dann, das zukünftige Ergebnis durch logisches Denken vorhersagbar.

Wir alle wissen, was Kohlendioxyd in der Erdatmosphäre bewirkt, so können wir allein durch logisches Denken vorhersagen, was mit der Erde, mit der Natur geschieht, wenn in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Konzentration von Kohlendioxyd in der Erdatmosphäre vorhanden ist.

Wir alle sind Wahrsager.

Eine Voraussetzung für wahr-sagen ist das logische Denken, ist das Wissen von Prozessen, von Abläufen, von Gesetzmäßigkeiten. Den Weg, den der Prozess vom Ausgangszustand zum zukünftigen Ereignis nimmt, muss gewusst sein, entweder durch Erfahrung, durch logisches Denken, oder dadurch, dass der Weg, der Prozess bekannt ist.

Der Kaffeesatz, der Weg der schwarzen Katze, das Kartenbild als Wenn zu benutzen, um daraus ein zukünftiges Dann zu prophezeien basiert auf magischem Denken. Hier verläuft der Weg von der Ausgangssituation zum zukünftigen Ereignis nicht nach irgendwelchen Gesetzmäßigkeiten, er ist allein von Wünschen, von Befürchtungen, noch dazu von persönlichen, subjektiven des vermeintlichen Wahrsagers bestimmt. Ist das Bild als "positiv" deklariert, wird der unlogische Rückschluss gezogen, das zukünftige Ereignis fällt auch positiv aus. Ist das Kartenbild als "negativ" deklariert, ist das zukünftige Ereignis auch negativ. Besonders negativ ist es, wenn die Karte noch dazu "verkehrt" herum liegt. Was positiv ist, was negativ ist, ist willkürlich vom "Wahrsagenden" festgelegt. Ich bestimme, sagt der falsche Wahrsager, welche Seite der Münze positiv, welche negativ ist, dann werfe ich die Münze, und schon weiß ich, wie die Zukunft wird. Das ist magisches Denken, das ist Hokuspokus. Nein, das ist nicht Tarot. Es gibt keinen logischen, gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen dem Wenn und dem Dann als allein das Wünschen oder Befürchten des Münzenwerfers, des Taschenspielers.

Das subjektive Festlegen, Bestimmen einer Bedeutung, die einer Situation, einem Gegenstand, einer Tarotkarte oder einem Ereignis beigemessen wird, ist ein Hokuspokus, ist magisches Denken. Magisches Denken entspricht dem Entwicklungsstand eines dreijährigen Kindes. Es ist die natürliche, gesunde Art zu denken - für ein dreijähriges Kind. Die ersten Menschen in der Steinzeit bzw. noch früher, also die allerersten Menschen hatten in etwa den Bewusstseinszustand eines dreijährigen Kindes und waren dementsprechend nicht anders in der Lage als magisch zu denken. Viele heutige Menschen denken immer noch auf die alte Steinzeitweise:

Wenn die Sonne bei der Hochzeit scheint - dann gibt es eine glückliche Ehe. Das sind Hoffnungen, Wünsche, die sich ableiten aus dem Denken der ersten Zeiten der Menschheit. Wenn die Sonne scheint, dachte der Steinzeitmensch, dann wird alles gut, dann gibt es wieder etwas zu essen.

Ganz übel wird es, wenn Menschen durch "magische" Handlungen die zukünftigen Ereignisse erzwingen, selbst hervorrufen wollen: "Wenn du den Teller leer isst, dann scheint morgen die Sonne", "Wenn du Salz auf die Fensterbank streust, dann bekommst du einen Bruder". Nein.

Für den Steinzeitmenschen allerdings war es wichtig, sein eigenes Tun zu beobachten und zu kontrollieren, bewusst und gezielt zu handeln, um zukünftige Ereignisse zu erzeugen: wenn ich Weizenkörner in die Erde lege, habe ich im nächsten Herbst viel zu essen."

Der Steinzeitmensch wusste noch nichts von den Naturgesetzen, er hielt allein sein eigenes Handeln als alleinigen Auslöser für die zukünftige Ernte. Der Steinzeitmensch kannte nicht die Naturgesetze, kannte den Ablauf, den Prozess nicht, den das Weizenkorn durchläuft.

Nein, der heilige Tarot hat absolut nichts mit Hokuspokus zu tun, mit magischem Denken, mit subjektiven Denken und Handeln, das auf einem Steinzeitbewusstsein beruht.

Der Steinzeitmensch war ein Wahrsager, er hatte recht mit seiner Meinung: wenn ich dieses oder jenes tue, bewirke ich ein ganz gewolltes, gewünschtes Ergebnis. Der Steinzeitmensch kannte den Prozess, die Gesetze nicht, die sein Handeln und das Ergebnis verbanden. Er war aber durch sein genaues Beobachten der Natur im Einklang mit der Natur und damit auch im Einklang mit den Naturgesetzen. Er war ein echter Wahrsager.

Der heilige Tarot hat nichts mit magischem Denken, mit "Wahrsagerei", mit Hokuspokus zu tun.